heartfish - Ein Podcast zum Thema Herzgesundheit

Spitalsaufenthalt – und dann? So hilft Ihnen das Anschlussheilverfahren (Antrag, Ablauf, Wirkung)

January 12, 2023 Patrick Arendt, Prim. Dr. Karl Mayr
heartfish - Ein Podcast zum Thema Herzgesundheit
Spitalsaufenthalt – und dann? So hilft Ihnen das Anschlussheilverfahren (Antrag, Ablauf, Wirkung)
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Für Patienten, die akut erkrankt sind oder einen Unfall erlitten haben, ist der Krankenhausaufenthalt nur der erste Schritt zur Besserung. Hilfe zur Selbsthilfe erlangen sie durch das Anschlussheilverfahren, das ein mehrphasiges Rehabilitationsprogramm umfasst. Wer seinen Wohn- und Berufsalltag nach einem einschneidenden gesundheitlichen Ereignis wieder eigenständig meistern möchte, kommt an so einem Programm nicht vorbei. In dieser Episode klärt Prim. Dr. Karl Mayr über die Möglichkeiten des Anschlussheilverfahrens auf.

Key-Takeaways:


- Das Anschlussheilverfahren hat zum Ziel, Patienten das nötige Wissen, die nötigen Techniken und die nötigen Hilfsmittel zu geben, um selbständig und gesundheitsbewusst zu leben.
- Training ist der dominante Bestandteil der Rehabilitation, da es die effektivste Maßnahme gegen etwaige körperliche Beschwerden ist.
- Mit einem Programm der Telerehabilitation ist man bezüglich Ort und Zeit völlig ungebunden.

Weiterführende Links:

Kursprogramm zum Thema Anschlussheilverfahren: https://link.heartfish.io/anschlussheilverfahren
Antrag auf Anschlussheilverfahren: https://link.heartfish.io/antragsformular
Übersicht der Reha-Einrichtungen in Österreich: https://link.heartfish.io/reha-einrichtungen


Disclaimer:

Der heartfish Podcast stellt lediglich Informationen bereit und ersetzt keine medizinische Beratung. Bevor Sie mit einem Trainingsprogramm beginnen, empfehlen wir dringend, sich mit Ihrem behandelnden Arzt oder medizinischem Fachpersonal zu besprechen. Jegliche Handlungen oder Tätigkeiten, die aufgrund von hier bereitgestellten Informationen und gezeigten medizinischen Anwendungen unternommen werden, liegen in der Verantwortung der Person, die sie ausführt. Insbesondere bei vorliegenden chronischen Erkrankungen sollten Sie besondere Vorsicht walten lassen. Sollten während eines Trainingsprogramms Schmerzen, Beschwerden oder Unannehmlichkeiten auftreten, empfehlen wir, das Training sofort zu unterbrechen und einen Arzt aufzusuchen.

Patrick Arendt
Herzlich willkommen zum heartfish Podcast über ein gesundes Leben und die bessere Art zu trainieren. Mein Name ist Patrick Arendt, und bei mir im heartfish Studio ist einer der heartfish Mitbegründer und Leiter eines ambulanten Reha-Zentrums der Cardiomed, Dr. Karl Mayr. Wir möchten Sie an dieser Stelle gerne darauf hinweisen, dass Sie unseren Podcast auf YouTube oder wo auch immer Sie diese Folge gerade hören, gerne abonnieren dürfen, und das Video auch mit einer Bewertung versehen.
Unser heutiges Thema ist das Anschlussheilverfahren, und was es damit auf sich hält, klären wir jetzt mit Dr. Karl Mayr. Hallo Charles!

Dr. Karl Mayr
Hallo Patrick!

Patrick
Wenn sich Ihr Krankenhausaufenthalt nach einer schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankung dem Ende nähert, müssen Sie keine Sorge haben, auf sich alleine gestellt zu sein. Denn das Anschlussheilverfahren in Österreich sorgt dafür, dass Sie weiterhin fachkundig betreut werden – und zwar so lange, bis Sie selbst wieder mit beiden Beinen im Leben stehen können. Was genau man von diesem Prozess erwarten kann, und welche Möglichkeiten der Rehabilitation es gibt, klären wir in dem heutigen Podcast. Charles, ist das Anschlussheilverfahren gleichbedeutend mit einer medizinischen Rehabilitation?

Dr. Karl Mayr
Meistens ja. Es schließt also direkt an einen Spitalaufenthalt, der wegen eines Unfalles oder wegen eines akuten Krankheitsgeschehens nötig war, an. Der Antrag wird am besten noch vor der Entlassung, ansonsten können Sie selbst später beim Arzt, gestellt. Im Spital den Antrag noch zu stellen hat natürlich den Vorteil, dass die Spitalsmediziner genau wissen, was los war, und was nach der Entlassung passieren sollte; die können dann auch noch einige Dinge ausfüllen auf dem Rehabilitationsantrag, den aber der Patient selber unterschreiben muss.
Das Ziel des Rehabilitationsverfahrens oder Anschlussheilverfahrens ist immer, die Belastbarkeit und die Selbstständigkeit wiederzuerlangen, und auch die Arbeitsfähigkeit wiederzuerlangen; die Hintergründe der Erkrankung zu verstehen. Es werden Vorträge gehalten, es werden Schulungsmaßnahmen gesetzt… Eines der wichtigsten Ziele ist aber, erneute Krankheitsvorfälle vorzubeugen und chronische Krankheitsprozesse aufzuhalten. Die Schulungsmaßnahmen dienen auch dazu, die Hilfe zur Selbsthilfe zu verstärken, also ein selbstständiges Leben führen zu können, möglichst ohne größere ärztliche Betreuung.

Patrick
Kann man also diesen Antrag auf ein Anschlussheilverfahren nur dann stellen, wenn man bereits vorher im Spital war?

Dr. Karl Mayr
Also, man spricht ja nicht nur von Rehabilitation alleine, sondern man spricht immer von Rehabilitation und Sekundärprävention. Also auch unter dem Titel “Hochgradiges Risiko” kann der Facharzt oder auch der Hausarzt, wenn er absehen kann, dass ein relativ großes Risiko für das Auftreten eines schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Ereignisses vorliegt, kann er auch einen Antrag stellen, ohne, dass vorher ein Spitalsaufenthalt notwendig war. Insbesondere bei zuckerkranken Personen mit Gefäßwandveränderungen, bei der sogenannten Schaufensterkrankheit – wenn einem also die Waden wehtun, wenn man ein paar Hundert Meter geht und man stehen bleiben muss und quasi so tut, als wenn man ins Schaufenster schauen würde.

Das Ziel des Rehabilitations- oder Sekundärpräventionsverfahrens ist immer die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und die Vermeidung von wiederholten Krankenständen. Und das gilt auch für Patienten mit chronischen Erkrankungen, die nicht im Spital waren. Und eben die Erhaltung der Selbstständigkeit für Pensionisten und Senioren und Seniorinnen, Erhaltung von Selbstständigkeit und Vermeidung von Pflegebedarf.

Patrick
Welche Maßnahmen werden denn getroffen, um all das zu erreichen?

Dr. Karl Mayr
Also in der Rehabilitation, insbesondere in der Rehabilitation von Zuständen nach Verletzungen oder nach Wirbelsäulenbeschwerden oder Gelenkproblemen, steht natürlich die Versorgung von Heilmitteln und Heilbehelfen und Hilfsmitteln im Vordergrund. Auch natürlich das Einschulen auf die Bewachung der Vitalwerte, Blutdruckmessungen, Herzfrequenzmessungen. Diese Schulungsmaßnahmen sind ein wichtiger Teil des Rehabilitationsverfahrens. Im Vordergrund eines langdauernden Rehabilitationsverfahrens steht aber die Schulung in der Durchführung einer korrekten und wirksamen und sicheren medizinischen Trainingstherapie. Es geht um Training von Kraft und Ausdauer, und Erhaltung und Steigerung der Beweglichkeit. Dazu kommt natürlich auch eine praxisrelevante Ernährungsschulung und auch eine psychokardiologische Unterstützung. Es gibt wie gesagt psychische Irritationen, die dazu beitragen, dass der Krankheitsprozess schneller voranschreitet. Es gibt aber auch psychische Irritationen, die aus der Tatsache resultieren, dass man ein Krankheitsereignis erlebt hat, und die sollten auch im Rehabilitationsverfahren bis zu einem gewissen Grad bearbeitet werden. Natürlich auch ein Entspannungstraining wird geschult. Rauchentwöhnung ist ein ganz wichtiger Teil der Rehabilitation. Also alle krankmachenden Lebensstilfaktoren sollten so gut wie möglich korrigiert werden.

Patrick
Und wie genau läuft so eine Rehabilitation ab?

Prim Dr. Karl Mayr
Na es gibt eben… mittlerweile spricht man von drei Arten der Rehabilitation. Es gibt die Möglichkeit, das Rehabilitationsverfahren zumindest zu Beginn stationär zu absolvieren. Es gibt aber auch schon immer mehr ambulante Möglichkeiten, das unmittelbare Anschlussheilverfahren schon auch in einem Ambulatorium von zu Hause aus zu besuchen. Und der dritte Begriff, die Telerehabilitation, ist was sehr Aktuelles, sehr Modernes, und es steht auch im aktuellen Regierungsprogramm, Telerehabilitations-Möglichkeiten zu entwickeln.
Die stationäre Rehabilitation ist ausschließlich für Phase-II-Rehabilitationsprogramme verfügbare – ein derzeit vierwöchiges, möglicherweise dreiwöchiges Programm, das ist Österreich mit wirklich großartiger und europaweit unübertroffener Qualität durchgeführt wird. Angeboten wird das in großartigen, spitalsähnlichen Hotelkomplexen in wirklich interessanten Gegenden und schönen Orten. Das ist ideal für frisch Operierte. Es resultiert daraus eine umfassende Überwachung und Sicherheit, eine großartige Betreuung über 24 Stunden, ein ruhiges, stressfreies Umfeld. Man braucht natürlich, wenn man in der stationären Rehabilitation ist und dort sein eigenes Zimmer hat, keinen täglichen Anfahrtsweg in Kauf zu nehmen.
Auch die ambulante Rehabilitation hat natürlich ihre Vorteile. Ambulante Rehabilitation gibt’s für Phase-II- und Phase-III-Programme. Das Programm findet statt eben in Ambulatorien in Ballungsräumen, in Städten vor allem, und umfasst ein Betreuungsprogramm, das an drei bis vier Tagen pro Woche mit drei bis fünf Stunden pro Tag durchgeführt wird. Die betreuenden Hausärzte und Familienmitglieder können mit eingebunden werden, und teilweise kann das Phase-II-Programm auch schon berufsbegleitend absolviert werden; die Phase-III ist prinzipiell berufsbegleitend gedacht.
Die Telerehabilitation nutzt digitale Hilfsmittel, um dieses Programm über Smartphones oder Tablets den Patienten und Patientinnen zu vermitteln. Es ermöglicht höchstmögliche Flexibilität und freie Zeiteinteilung. Die ist in erster Linie gedacht für Patienten, die eher dezentral wohnen und nicht stationär oder ambulant rehabilitiert werden können, und ist natürlich auch ideal für Patienten in einem frühen milden Krankheitsstadium, also bevor ein einschneidendes Ereignis aufgetreten ist.

Patrick
Und unsere heartfish App ist ja so ein Hilfsmittel für die Telerehabilitation. Kannst du uns mehr darüber erzählen?

Dr. Karl Mayr
Also die heartfish App ist ein zeitgemäßes Tool, das wir entwickelt haben nach 20-jähriger Erfahrung in der Durchführung ambulanter Rehabilitation in den Phasen II und III. Es zielt darauf, die Gesundheitskompetenz der Patienten zu steigern und eine gesunde Lebensweise zu vermitteln, und die Maßnahmen dann lebenslang weiterzuführen. Diese Applikation soll einen dann das ganze Leben lang so wie ein Trainingstagebuch begleiten. Es gibt dazu auch noch ein Online-Seminar mit Schulungskursen, mit 30, 40 Schulungsthemen, die über das Handy oder über ein Tablet vermittelt werden. Also der Schwerpunkt liegt auf der Wissensvermittlung und dem Training. Die Trainingstherapie wird in erster Linie Hochdruck- und Zuckerpatienten ja immer schon am Beginn des Erkrankungsprozesses, bei der Erstdiagnose oder bei der ersten Gesundenuntersuchung, wo solche Veränderungen festgestellt werden, empfohlen. Allerdings können Ärzte in Orientationen oder in Ambulanzen kaum aufgrund des Zeitmangels den Patienten Trainingstherapie richtig erklären und richtig schulen. Und hier kommt eben der Kurs und die Applikation ins Spiel.

Die App trackt auch den Trainingsverlauf, trackt natürlich die Alltagsbewegung – die Schritte, die pro Tag oder pro Woche geleistet werden –, trackt auch das pulskontrollierte Cardiotraining, das zur Leistungssteigerung führt.
Telerehabilitation kann in allen Reha-Phasen unterstützend eingesetzt werden, und kann auch zur Therapie und zur Prävention eingesetzt werden, insbesondere bei Risikogruppen.

Patrick
Das hört sich unglaublich fortschrittlich an. An dieser Stelle bleibt dann nur noch eine Frage: Was muss ich denn tun, um an so einem Anschlussheilverfahren teilzunehmen?

Dr. Karl Mayr
Also, um an einem institutionalisierten Anschlussheilverfahren teilnehmen zu können, ambulant oder stationär. muss ein Formular ausgefüllt werden. Das Formular enthält die persönlichen Daten, Angaben zum eventuellen Spitalsaufenthalt bzw. Vorerkrankungen oder Risikokonstellationen; auch Beschreibungen des aktuellen Zustandes und auch der Rehabilitationsfähigkeit sollten eventuell auf diesem Formular ausgefüllt werden. Ein ärztlicher Befundbericht muss nicht unbedingt beigelegt werden, wäre aber natürlich sinnvoll, wenn er vorhanden ist. Und natürlich Angaben zum Leistungsbezug bzw. zur Sozialversicherung, oder zum Versichertenstatus – ob man noch berufstätig ist, ob man schon in Pension ist – sollten auf diesem Formular ausgefüllt werden.
Dieses Formular wird dann unterschrieben vom zuweisenden Arzt und vom Patienten dem zuständigen Krankenversicherungsträger geschickt, und dann muss man eben die Bewilligung abwarten. Das Bewilligungsschreiben geht sowohl an den Patienten, also an den Antragsteller, als auch an das Institut, das bewilligt wurde. Und dann passiert eben einen Kontaktaufnahme, eventuell, indem der Patient das Institut anruft oder das Institut, das Sekretariat den Patienten anruft und erste Informationstermine klärt.
Die Kostenübernahme passiert natürlich erst dann, wenn tatsächlich eine Bewilligung durch einen Chefarzt der Sozialversicherungsträger veröffentlicht wurde und geschickt wurde. Also die Kostenübernahme bedeutet, dass die stationäre Rehabilitation kostet eventuell einen Selbstbehalt für die Verpflegung, und in der ambulanten Rehabilitation müssen natürlich die Anfahrtskosten vom Patienten selber zu bestreiten sein. Anfahrtskosten zum ambulanten Zentrum werden nicht ersetzt, aber alles andere wird von den Sozialversicherungsträgern bezahlt.

Patrick

Das sind einige nötige Schritte, aber hört sich ja so ganz generell nicht schwer an. Vielen Dank dafür schonmal, Charles. Lass mich kurz nochmal zusammenfassen, worüber wir geredet haben. Als Anschlussheilverfahren bezeichnet man die unmittelbare Nachbehandlung von Krankenhauspatienten in speziellen Rehazentren. Sie kann stationär, ambulant, oder mittlerweile sogar digital erfolgen. Und Telerehabilitation öffnet vollkommen neue Möglichkeiten in allen Stadien von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Charles, was ist denn deine eine Botschaft, die unsere Hörerinnen und Hörer aus dieser Folge mitnehmen sollten?

Dr. Karl Mayr
Also jedes stationäre oder ambulante Rehabilitationsverfahren hat eine gewisse Zeitdauer und ist irgendwann zu Ende. Das dort Erlernte weiterzuführen, das ist eigentlich das, worauf es wirklich ankommt. Und da kann die Telerehabilitation gesundheitsfördernde Maßnahmen langfristig aufrecht erhalten. Also Telerehabilitation und diese Verfahren sind absolut ideal zur Prävention einerseits, zur Therapie von festgestellten Erkrankungen andererseits, auch zur Nachbehandlung und langfristigen Begleitung nach Rehabilitationsverfahren.

Patrick
Lieber Charles, vielen Dank für diese wertvollen und verständlich aufbereiteten Informationen. Und es gibt noch natürlich so viel mehr wertvolle Inhalte, die wir Ihnen in weiteren Podcasts präsentieren wollen. Damit Sie da nichts verpassen, abonnieren Sie unseren Podcast gerne auf YouTube oder wo auch immer Sie Ihren Podcast gerade hören. Oder werden Sie Mitglied unserer heartfish Community, zum Beispiel über die Website heartfish.io, oder in einem unserer Partnerärzte oder Apotheken. Mitglieder dieser Community sind Personen, welche die Entwicklung ihrer Gesundheit eigenverantwortlich weiter fördern und dadurch Lebensqualität und Lebendigkeit erwerben und erhalten. Als Mitglied erhalten Sie außerdem Zugang zu unserem Kurs zur medizinischen Trainingstherapie. Wir bedanken uns für Ihr Interesse und würden uns freuen, Sie bei einem der weiteren Podcasts wieder begrüßen zu dürfen. In der Zwischenzeit können Sie uns gerne zu diesem oder anderen Podcasts oder sonstigen medizinischen Themen unter fragen@heartfish.io eine Nachricht schicken, welche wir im Anhang an einer der nächsten Podcasts beantworten werden.

Was ist das Anschlussheilverfahren genau?
Ist das Anschlussheilverfahren = Rehabilitation?
Antrag auf Anschlussheilverfahren
Wie läuft eine Reha ab?
Vorteile der ambulanten Rehabilitation
Was ist Tele-Rehabilitation?
Wie unterstützt die heartfish App bei der Reha?
Was muss ich tun, um am Anschlussheilverfahren teilzunehmen?
Zusammenfassung
Wie kann die Tele-Anschlussheilverfahren für langfristige Nachbehandlung sorgen?